Kultur & Geschichtskontor Bergedorf

Das Kultur- & Geschichtskontor ist die Geschichtswerkstatt für Bergedorf, Lohbrügge und die Vier- und Marschlande. Lernen Sie unsere Angebote kennen.

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Die Kirche St. Petri und Pauli

Bergedorf entsteht

Bereits 1163 wird „Bergerdorp“ als Teil der Sachsenmark Heinrichs des Löwen urkundlich als Kirchspiel erwähnt. Der Bergedorfer Kirche und ihrem Priester wurden damals neun Ortschaften unterstellt. Dies geschah zu der Zeit, als die Christianisierung durch das Schwert im Norden Fuß gefasst hatte und die Neugründung und Besiedlung der zerstörten Stadt Lübeck 1159, sowie der gräflichen Neustadt Hamburg 1188/89, als Handelszentren mit wichtigen Häfen planmäßig voranging. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann, wesentlich durch Heinrich den Löwen angeregt, auch die Eindeichung der sumpfigen Elbmarschen südlich von Bergedorf zur dauerhaften Besiedelung.

Die kleine, am Fuße der Geest gelegene Marschsiedlung bestand aus wenigen strohgedeckten Holzhäusern. Obwohl bei jeder Sturmflut, den sogenannten „Mandrenken“, die Vernichtung von Hab und Gut drohte, waren ihre Bewohner aus der sicheren Geest hinab in die fruchtbare Marsch gezogen. Sie hatten sich zunächst am späteren Bergedorfer Markt angesiedelt, der inmitten der Bille-Niederung eine natürliche Erhebung bildete.

Auf diesen Umzug ist vermutlich auch der Ortsname zurückzuführen. So ist „Berger“ als die auf der Höhe, also auf der Geest, Wohnenden gedeutet worden, deren Ansiedlung in der Marsch dann mit dem niederdeutschen „Dorp“ versehen, zu „Bergerdorp“ und später zu „Bergedorf“ wurde.

Die erste Bergedorfer Kirche, zu der die Orte der Umgebung eingepfarrt waren, befand sich bis zu ihrem Abbruch 1499 an derselben Stelle, an der 1502 die „nye kerke“ geweiht wurde, vor der wir hier stehen. Um 1590 wurde der Fachwerkbau nach Westen verlängert und um 1670 das Brauthaus, der heutige Haupteingang, angefügt. 1759 richtete und verstärkte Ernst Georg Sonnin, der Erbauer der Hamburger St. Michaelis-Kirche, den Kirchturm. Links der Kirche steht das 1630 erbaute ehemalige Organisten- und Küsterhaus, das Geburtshaus des bekannten Komponisten Johann Adolf Hasse (1699-1783), im Volksmund „Hasse-Haus“ genannt. Die ebenfalls häufig verwendete Bezeichnung „Hasse- Turm“ ist irreführend, da der Turm erst 1836, lange nach Hasses Tod, angebaut wurde. Hinter der Kirche befindet sich das frühere Pastorat aus dem Jahr 1914 und rechts das Gemeindehaus von 1930, beide von Hermann Distel errichtet.

Doch zurück ins Mittelalter: Im Jahr 1201 hielten die Dänen unter Herzog Waldemar von Schleswig, ab 1202 König von Dänemark, Einzug in Nordelbien. Graf Albrecht von Orlamünde, der Neffe des Königs, wurde zum Statthalter ernannt.

Mitten durch den kleinen Kirchort Bergedorf, der nun Teil der Südgrenze des dänischen Reiches war, führte die Heer- und Handelsstraße, die Hamburg mit dem am Südufer der Elbe gelegenen Artlenburg und weiter mit den Handelszentren Bardowick und Lüneburg verband. Zwischen Artlenburg südlich der Elbe und der alten Ertheneburg nördlich der Elbe befand sich einer der wenigen Elbübergänge im Hamburger Umland. Bei Bergedorf wiederum bot sich durch eine Furt die Möglichkeit, die verzweigten Bille-Arme relativ trockenen Fußes zu überqueren.

Solche Furten waren oft der Grund für die Ansiedlung an einem Handelsweg, denn von den hier übersetzenden Händlern profitierten die Bewohner durch Handel und Bewirtung und die Herrschaft durch die Erhebung von Zöllen. Da lag es nahe das so günstig gelegene Bergedorf aufzuwerten und zur Verteidigung auszubauen.