Kultur & Geschichtskontor Bergedorf

Das Kultur- & Geschichtskontor ist die Geschichtswerkstatt für Bergedorf, Lohbrügge und die Vier- und Marschlande. Lernen Sie unsere Angebote kennen.

Alte Holstenstraße 62

Das Haus Nr. 62 steht auf der Südseite der Alten Holstenstraße in dem Teilstück zwischen Serrahnwehr und Weidenbaumsweg. Genau an dieser Stelle war im Jahr 1696 das Bergedorfer Armenhaus als testamentarische Stiftung des Stadtschreibers Joachim Arnoldi errichtet worden. Hier vor dem Holstentor, außerhalb des Stadtgebietes, bekamen 10 bedürftige Frauen „freie Wohnung und freie Feuerung“. Mit Aufhebung der Torsperre 1858 wurde das Grundstück höchst lukrativ: Bergedorf war gewachsen und anstelle des alten Armenhauses sollten prächtige Wohn- und Geschäftshäuser den Weg in das „Städtchen“ hinein verschönern. Als der Zigarrenfabrikant Johannsen das Gebäude kaufte, war es zum Abbruch bestimmt. Teil des Kaufvertrags war die Verpflichtung, an anderer Stelle ein neues Armenhaus zu bauen, wiederum außerhalb der Stadt an der Brunnenstraße, der heutigen Holtenklinker Straße.

In dem 1888 anstelle des Armenhauses errichteten Gebäude, heute Alte Holstenstraße Nr. 62, waren über die Jahre die unterschiedlichsten Geschäfte ansässig. So beispielsweise in den 1950er Jahren die Färberei und chemische Reinigung Dependorf, ein Damen- und Herrenfriseur sowie der Kaffee- und Teehandel Walter Messmer, in den 1990er Jahren Nähmaschinen Singer und der Blumenladen von Karin Garbers und erst kürzlich schloss Juwelier Petek hier seine Türen.
Seit vielen Jahren bildet das Gebäude Alte Holstenstraße 62 mit Nr. 64 ein Ensemble in der Denkmalliste der Stadt Hamburg. Die beiden Wohn- und Geschäftshäuser wurden an drei Seiten freistehend und an den Ecken abgeschrägt erbaut. Mit dieser Abschrägung der Häuserfront markieren sie bis heute die Einmündung der Serrahnstraße und Nr. 62 zudem noch die Kreuzung Alte Holstenstraße / Weidenbaumsweg.

Städtebaulich rahmt Nr. 62 zusammen mit den beinahe zeitgleich erbauten dreigeschossigen Häusern Alte Holstenstraße Nr. 65-69 seit rund 120 Jahren den Weg in das ursprüngliche Stadtzentrum Bergedorfs. Dieses auf der Nordseite der Alten Holstenstraße gelegene Ensemble, zu dem auch Ernst-Mantius-Straße 4 gehört, ist ebenfalls denkmalgeschützt.

Eine Aufstockung des Gebäudes Nr. 62 um zwei Etagen würde tief in die bestehende Bausubstanz eingreifen und den Denkmal schaden. Auch der Status als denkmalgeschütztes Ensemble mit Nr. 64 würde dadurch gefährdet und schwer in das städtebauliche Erscheinungsbild dieser Straßenkreuzung eingegriffen.
Das denkmalgeschützte Ensemble Alte Holstenstraße 62 und 64 im Jahr 1993, dazwischen die Serrahnstraße.
Alte Holstenstraße Nr.62 an der Ecke Serrahnstraße im Jahr 1993. Im Hintergrund die Kreuzung Alte Holstenstraße/Weidenbaumsweg/Ernst-Mantius-Straße.