Audiotour Serrahn 3 / 7
Am Serrahn
Bergedorf und die Hansestädte
Bald nach 1350 etablierte sich die Hanse zu einem Städtebund unter der Führung von Lübeck mit starker hamburgischer Beteiligung. Beide Städte hatten großes Interesse, sich die Elbregionen als schiffbaren Zugang zum Binnenland und zum Seehandel zu sichern.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fehlte zum Schutz der Handelswege zu Wasser und zu Land jedoch noch Bergedorf mit der Vierlande.
Mittlerweile hatten die unter ständiger Geldnot leidenden Herzöge Bergedorf zunächst an Holstein, dann an Lübeck verpfändet. Neben dem ab 1370 auf Schloss Bergedorf wohnenden Erich III. residierte hier nun auch ein Amtshauptmann aus Lübeck.
Doch schon Erich IV. warf die Lübecker kurzerhand aus dem Schloss. Seinem Sohn, Erich V., gelang es wiederholt, die Hansestädte, namentlich Lübeck, aus sicher geglaubten Rechtsstellungen zu verdrängen. So konnten beide die hansischen Kaufleute um beträchtliche Zölle erleichtern. Es dauerte nicht lange, bis die zwei Hansestädte Gegenmaßnahmen ergriffen: Anfang Juli 1420 erklärten sie Erich V. die Fehde. Kurz darauf bezog ein fast 4000 Mann starkes Heer vor Bergedorf Stellung und eroberte in wenigen Tagen das Städtchen und die Burg.
Nun begann für Bergedorf die sogenannte „beiderstädtische Zeit“. Sie sollte fast viereinhalb Jahrhunderte, bis 1867, dauern. Im Wechsel verwalteten hansische Ratsherren von Lübeck und Hamburg als Amtsmänner das Gebiet zwischen Bille und Elbe. Neben Bergedorf gehörten zu ihrem neuen Machtbereich die Vierlande mit Zollenspieker, der Ort Geesthacht an der Elbe sowie der halbe Sachsenwald. Damit waren die wichtigen Handelswege zu Land und zu Wasser, verbunden mit dem Recht, Zölle zu erheben, gesichert und ein erhebliches Holzvorkommen erworben. Im 15. Jahrhundert machte die Abdeichung der Dove- und Gose-Elbe zur Elbe hin die heutige Stromelbe zum Hauptfahrwasser. Die Zollstelle konnte nun nicht mehr umfahren werden.
1443 ordneten die Hansestädte den Bau einer künstlichen Wasserstraße an, als schiffbare Verbindung zwischen dem Serrahn und der Dove-Elbe. Dieser „Schleusengraben“ genannte Kanal wurde wenige Jahre später fertig gestellt und diente zunächst hauptsächlich zum Flößen von Holz und dem Transport von Getreide nach Hamburg.
Die Schiffe liefen in der Regel den sich bald entwickelnden stadtseitigen Hafen am Schiffwasser an. Der Serrahn wurde bis zum Beginn der Industrialisierung nur wenig angefahren, sein westliches Ufer war lange unbebaut. Um das Jahr 1814 siedelte sich der Zimmermeister und Holzhändler Ludwig Ahrens hier an. Er nutzte den Uferbereich des Schleusengrabens, etwa bis zum heutigen CCB-Neubau, als Holzlager- und Abbundplatz und erbaute das älteste hier noch stehende Gebäude mit der Nummer 1.
Am 1. Mai 1891 nahm die „Bergedorfer Kaffee- und Speisehalle“ in diesem von Ahrens erbauten einfachen Fachwerkhaus ihren Betrieb auf. Nach dem Vorbild der Kaffee- und Speisehallen in der Hamburger Speicherstadt boten sie nahrhaftes Essen zu günstigen Preisen. Während dieses Konzept in der Speicherstadt aufgrund der großen Zahl an Seeleuten und Hafenarbeitern und fehlender Konkurrenz im Freihafengebiet durchaus gewinnbringend war, konnte die Bergedorfer Kaffeeklappe keine Gewinne erwirtschaften. Im Gegenteil, nach nur eineinhalb Jahren musste die Kaffeeklappe mit Verlust ihre Türen schließen, während die Kaffee- und Speisehallen in Hamburg noch lange florierten.
Hochdeutsche Fassung des plattdeutschen Dialogs:
Arbeiter: Wirt! Gib mir einen ordentlichen Teller Suppe mit Einlage und ein großes Bier. Ich hab‘ nicht viel Zeit, aber ist ja auch nicht viel Besuch bei Dir.
Wirt: Bitte sehr!
Arbeiter: Aaah, das sieht gut aus! Letzte Woche erzählte mir mein Schwager, der in Hamburg im Hafen arbeitet, dass es da in der Kaffeeklappe nur dünne Suppe und schlechtes Fleisch fürs hart erarbeitete Geld gibt.
Wirt: Keine Angst, hier in Bergedorf gibt es nur anständiges Essen und teurer ist es auch nicht.
Arbeiter: Jetzt muss ich mich aber sputen! Die Pause ist gleich schon wieder rum und ich hab‘ noch nichts im Magen.
Wirt: Lass es Dir schmecken.