Audiotour Serrahn 4 / 7
Der Neue Hafen
Die Entwicklung des Hafens
Hamburg hatte sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Umschlagplatz für Getreide entwickelt. Holz wurde außer für den Haus- und Schiffbau für Tonnen und Fässer und zahlreiche Geräte benötigt. Das Holz kam aus jener Hälfte des ehemals herzoglichen Sachsenwaldes, die inzwischen Lübeck und Hamburg gemeinsam gehörte. Südlich von Bergedorf wurde am linken Ufer des Schleusengrabens ein Stapelplatz eingerichtet, die sogenannte Holzhude. In der Folge begann das ärmliche Ackerbürgerstädtchen aufzublühen. Handel und Handwerk, insbesondere in Verbindung mit Holz und Schifffahrt, nahmen beständig zu. Der Stapelplatz wurde zum ersten Hafen Bergedorfs, am heutigen Schiffwasser.
Als sich auch in Bergedorf ab den 1850er-Jahren die Industrialisierung zunehmend durchsetzte, konnte der alte Hafen am Schiffwasser dem stark gewachsenen Warenumschlag nicht mehr gerecht werden. Zudem lag er jetzt an der falschen Seite des Schleusengrabens, denn die Industrie siedelte sich an der Westseite an und benötigte dort die Lösch- und Ladeplätze. Seit dem Ende der 1870er-Jahre entwickelten sich der Industriestandorte Bergedorf/Sande nachhaltig, ein Werk nach dem anderen öffnete seine Türen. Neben der „Nagelfabrik Bergedorf“ und dem von Wilhelm Bergner gegründeten Bergedorfer Eisenwerk in Sande mit seinen Zulieferern, wie der Pumpenfabrik von Friedrich Stamp (Fristam) und der Bergedorfer Maschinenfabrik A. Lüdtke & v. Oertzen, entstanden am Schleusengraben die Stuhlrohrfabriken von Rudolf Sieverts und von Rümcker & Ude, die Kartonagenfabrik Armbruster, die Glasfabrik Hein & Dietrichs, die Hanseatische Motoren Gesellschaft m.b.H., die Fischkonservenfabrik August Gehrhus und weitere Fabriken. Auch auf dem Bergedorfer Kamp siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe an. Der Hafen wurde emsig genutzter Umschlagort für die verschiedenen Rohstoffe und Endprodukte.
Entlang des Serrahn-Ufers prägten Kohlenhändler und Schuten den ufernahen Bereich. Da die Lastkähne, die hier zum Be- und Entladen anlegten, an Holzpfählen, die im Wasser standen, festmachen mussten, und nur über lange schmale Planken und Stege ihre Ladung ans unbefestigte Ufer löschen konnten, wurde 1900 eine Kaimauer gebaut. Ein Jahr später kam der heute noch auf dieser Kaianlage stehende Kran hinzu. Der elektrisch betriebene Drehkran hatte eine Hubkraft von fünf Tonnen. Bau- und Brennstoffe bildeten seine Hauptlasten. Im Laufe der Zeit kamen zwei weitere Krane hinzu, einer davon, mit nahe gelegenem Gleisanschluss, wurde für das direkte Umladen der Rohstoffe und Waren zwischen Schiff und Bahn genutzt.
Aus Hamburg kamen die Schuten und Ewer über die Dove-Elbe und den bereits Mitte des 15. Jahrhunderts ausgehobenen Schleusengraben hierher. Doch durch die Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf Straße und Schiene, die Umstellung in der Brennstoffversorgung und das Verschwinden der Bergedorfer Industriebetriebe in den letzten Jahrzehnten ist der Binnenschiffverkehr zwischen Bergedorf und dem Hamburger Hafen komplett zum Erliegen gekommen. Heute verkehren hier nur noch Ausflugsschiffe und "Uns Ewer", ein originalgetreuer Nachbau der historischen Vierländer Gemüse-Ewer.
Hochdeutsche Fassung des plattdeutschen Dialogs:
Gewerbetreibender: Mensch, Lange, das wurde aber auch Zeit, dass Euch die Aufstellung des Krans erlaubt wird. Bald sieben Jahre haben wir beim Rat darum kämpfen müssen.
Lange: Ja, das waren viele Diskussionen. Aber jetzt hat es ja endlich geklappt. Nun wird das Verladen der Waren aus Euren Fabriken in Windeseile gehen. Und das bisschen Kranmiete habt Ihr schnell wieder drinnen.