Kultur & Geschichtskontor Bergedorf

Das Kultur- & Geschichtskontor ist die Geschichtswerkstatt für Bergedorf, Lohbrügge und die Vier- und Marschlande. Lernen Sie unsere Angebote kennen.

Gojenbergsweg 45

Das zweigeschossige, giebelständige Backsteingebäude mit Walmdach wurde im Jahr 1912 errichtet, schräg gegenüber dem damals gerade neu erbauten Allgemeinen Krankenhaus Bergedorf. Noch standen nur wenige Gebäude auf dem Gojenberg: Die beiden Häuser Nr. 45 und Nr. 47 sind die ersten Einfamilienhäuser, die auf dieser Höhe am Gojenbergsweg errichtet wurden. Erst in den 1920er Jahren wurden der Gojenbergsweg und der Jungfernstieg, heute der südwestliche Teil der Justus-Brinkmann-Straße, unter der Regie des Stadtbaumeisters Wilhelm Krüger vermehrt bebaut.

1915 erwarb Johann J. F. Brüggmann, Baudirektor der Baudeputation in Hamburg und beteiligt am Bau der Harburger Elbbrücken, das Landhaus. Erzählungen in der Familie zufolge war das Haus zunächst zum Trockenwohnen an die Kirche St. Petri und Pauli vermietet, ein Verkauf an die Kirche wurde wohl überlegt, dann aber doch nicht vollzogen. Das Haus blieb lange im Besitz der Familie, auch die letzten Mieter gehörten noch zum Familienkreis. Sie mussten im Frühjahr 2019 ausziehen, die damalige Eigentümerin hatte auf Eigenbedarf geklagt und ihrer Klage wurde stattgegeben.

Allerdings fand die Eigennutzung nie statt. Das Haus steht seitdem leer. Entgegen den Angaben der Eigentümerin im Prozessverlauf wurde die Villa bald verkauft und soll nun abgerissen werden. Ein Bauantrag wurde im Juli 2020 gestellt und mit 100% mehr Wohnungen vom Bergedorfer Bezirksamt bewilligt, als hier baurechtlich genehmigt werden dürfen. Die Spekulation hatte Erfolg und das Haus konnte mit großem Profit im Januar dieses Jahres an weitere Spekulanten verkauft werden. Gegen diese öffentlich geförderte Spekulation sind historische Gebäude und Mieter machtlos. Die neue Eigentümerin, eine Baugesellschaft, hat nun ihrerseits kürzlich einen Bauantrag beim Bauamt eingereicht.

Zwei Familien, die die historische Villa gerne gemeinsam erworben und restauriert hätten, um dann dort zu wohnen, erhielten auf ihr Kaufangebot eine Absage. Die Erhaltung der Villa lag offensichtlich nicht im Interesse der Verkäuferin. Die Nachbarn hoffen nun, dass durch ein gemeinsames öffentliches Eintreten für den Erhalt der historischen Villa der Abriss doch noch verhindert werden kann.

Das älteste noch existierende Bild des historischen Landhauses.

Auslucht / Rundfenster/ Giebelseite heute: Noch heute sind bauzeitliche Elemente wie die Auslucht, die Rundfenster und die Backsteinverzierungen erhalten.