Kultur & Geschichtskontor Bergedorf

Das Kultur- & Geschichtskontor ist die Geschichtswerkstatt für Bergedorf, Lohbrügge und die Vier- und Marschlande. Lernen Sie unsere Angebote kennen.

Sachsentor 17

Gemeinsam mit dem um das Jahr 1600 errichteten Nachbargebäude Sachsentor 15 (denkmalgeschützt seit 1995) bildet das 1732 erbaute Gebäude Sachsentor 17 ein seltenes Fachwerk-Ensemble. Mit den beiden Bauten ist eine für die frühe Stadtwerdung Bergedorfs typische Grundstücksaufteilung ablesbar geblieben, die sich dadurch auszeichnet, dass eine große und eine kleine Parzelle nebeneinanderliegen, die ursprünglich in einem großen ungeteilten Bürgergrundstück zusammengefasst waren. Während die historischen Bürgerhäuser vereinzelt erhalten geblieben sind, wurden die kleinen, sogenannten Buden fast ausnahmslos im späten 19. Jahrhundert durch schmale, mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser bzw. in jüngerer Zeit durch Neubauten ersetzt. Das besondere an der vorliegenden Situation am Marktplatz ist, dass hier nicht nur das Parzellenpaar, sondern auf beiden Parzellen auch die historische Bebauung erhalten geblieben ist. Diese stadtbaugeschichtliche Überlieferung ist in Hamburg einmalig.

Im Zuge verschiedener Eigentümerwechsel wurde das Denkmal Sachsentor 17 in den vergangenen Jahren mehrfach, offenbar ohne Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt umgebaut. Wegen der jüngsten unsachgemäßen Umbauten wurde die Baustelle stillgelegt und das Denkmalschutzamt wies die Eigentümerschaft im Jahr 2018 an, das Gebäude statisch zu sichern. Anschließend wurden alle Renovierungsarbeiten an dem Gebäude eingestellt und bis heute nicht wieder aufgenommen.
Durch die von den Eigentümern jahrelang unterlassene Instandsetzung und die bewusste Inkaufnahme des weiteren Verfalls, ist dieses historische Gebäude das am meisten gefährdete Denkmal in Bergedorf. Die Auseinandersetzung um den Erhalt gipfelte in einem vom Bergedorfer Bauamt genehmigten Abbruchantrag im Frühjahr 2020, den das Denkmalschutzamt zunächst ignorierte.

 
Die Rettung des Gebäudes ist dringend erforderlich. Anfang Mai 2020 hat das Haus erneut den Eigentümer gewechselt. Die Käufer, ein Bergedorfer Maklerbüro, hat eine denkmalgerechte Instandsetzung in Aussicht gestellt. Damit scheint der einige Wochen zuvor vom Vorbesitzer eingereichte Abbruchantrag zunächst vom Tisch. Es gilt die weitere Entwicklung aufmerksam zu beobachten.

 
Ohne die prägenden Fachwerkhäuser aus den vergangenen Jahrhunderten wäre Bergedorfs Stadtbild um einiges ärmer. Letztendlich zerstört jeder weitere Abbruch eines historischen Gebäudes nicht nur geschichtliche Strukturen, sondern gefährdet auch den Wirtschaftsstandort Sachsentor als Ganzes.