Kultur & Geschichtskontor Bergedorf

Das Kultur- & Geschichtskontor ist die Geschichtswerkstatt für Bergedorf, Lohbrügge und die Vier- und Marschlande. Lernen Sie unsere Angebote kennen.

Lesungen
und Vorträge 2025

Hier finden Sie Lesungen und Vorträge von März bis Juli 2025 im Reetwerder 8.
HINWEIS:
Der Raum ist ebenerdig, aber nicht barrierefrei (enge Eingangstür, eine Stufe zur Toilette).

Der aktuelle Folder zum Download:

„Was geht uns das an?“

Im Mitmach-Vortrag „Was geht uns das an?“ vermittle ich Wissen zur NS-Geschichte und zeige Zusammenhänge unserer Vergangenheit und unserer Gegenwart auf. Der Fokus liegt aber auf Euch als Teilnehmende. Es soll ein aktives Gespräch entstehen, Eure Mitarbeit ist also gefragt!
Wir werden über Themen wie die Wichtigkeit von Einzelentscheidungen für die Gesellschaft sprechen und uns mit unserer eigenen Geschichte im Bezirk Bergedorf auseinandersetzen. Meine Veranstaltung ist ein sicherer Raum für Fragen aller Art, also scheut Euch nicht teilzunehmen, auch wenn Ihr kein Vorwissen mitbringt!
Die Teilnahme wird aufgrund des sensiblen Themas der NS-Geschichte ab 14 Jahren empfohlen.

Vortrag mit Gruppenarbeit von JOHANNA SALZBRUNN, M.A., Historikerin, im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus.
BITTE ANMELDEN BEI: j.salzbrunn@geschichts-kontor.de

Dienstag, 25. März, 13-15 Uhr

„Wir wurden Roboter“ – Zwangsarbeit in Bergedorf 1940-1945

Ab 1940 wurden auch in Bergedorf Menschen, die gegen ihren Willen aus ihrer Heimat verschleppt worden waren, zur Arbeit in der Bergedorfer Industrie und einer Vielzahl von Vier- und Marschländer Betrieben gezwungen – häufig unter unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Mindestens 2.000 Zwangsarbeitende gab es zeitgleich in Bergedorf und im Landgebiet, die Außenkommandos des KZ-Neuengamme nicht mitgerechnet. Viele Ortsansässige arbeiteten mit ihnen zusammen oder sahen sie, wenn sie in kleinen Kolonnen durch Bergedorfs Straßen gingen.
Auf der Basis von Zeitzeugeninterviews mit einer ehemaliger Bergedorfer Zwangsarbeiterin bekommen wir Einblick in das Erleben der Zwangsarbeitenden im Bergedorf der nationalsozialistischen Zeit. Im Anschluss an die Lesung gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

Lesung von JÖRN LINDEMANN, Journalist, Fotograf und Autor des gleichnamigen Kapitels in unserer Veröffentlichung „Bergedorf im Gleichschritt. Ein Hamburger Stadtteil im Dritten Reich“, 3. Aufl. 2024

Mittwoch, 2. April 2025, 18-19.30 Uhr

Lagerhaus G. – Bestandsaufnahmen am Dessauer Ufer

Mitten im Hamburger Hafen am Dessauer Ufer steht seit 1903 das Lagerhaus G. Halb ins Wasser gebaut, diente es zunächst als Speicher für Kaffee, dann viele Jahre für Tabak der Firma Reemtsma – bis es im Zweiten Weltkrieg zum Außenlager des KZ Neuengamme umfunktioniert wurde. Mehrere tausend Menschen waren im Lagerhaus G interniert, um Zwangsarbeit im Hamburger Hafen zu verrichten, jüdische Frauen, italienische Militärinternierte und andere Kriegsgefangene.
Das Haus hat Bombardements und die Abrisslust der Stadt überstanden. Nun aber soll das alte Hafengebiet zu einem modernen Quartier umstrukturiert werden – was geschieht mit dem Lagerhaus G mit seiner kaum erforschten Vergangenheit und den erhaltenen Spuren der Außenlagerzeit?

Ein Film von MARKUS FIEDLER, Regisseur und Drehbuchautor

Mittwoch, 9. April 2025, 18-20 Uhr

Die Bergedorfer Sternwarte im Dritten Reich

Die Hamburger Sternwarte wurde zwischen 1906 und 1912 aus der Hamburger Stadtmitte am Millerntor nach Bergedorf verlegt. Ab 1921 beteiligte sich die Sternwarte am Vorlesungswesen der Universität Hamburg. Auch heute noch nutzt der Fachbereich Astronomie und Astrophysik die historische Forschungsstelle.
Welche Auswirkungen hatten die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 auf die Arbeit und die Beschäftigten der Bergedorfer Sternwarte, die im Krieg als „kriegswichtiges Institut“ aktiv an militärischen Aufgaben beteiligt war? Im Anschluss an die Lesung gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

Lesung von Prof. Dr. THOMAS SCHRAMM, Universitätsprofessor (em.) für Geomathematik, -informatik und Physik und Co-Autor des gleichnamigen Kapitels in unserer Veröffentlichung „Bergedorf im Gleichschritt. Ein Hamburger Stadtteil im Dritten Reich“, 3. Aufl. 2024

Mittwoch, 21. Mai 2025, 18-19.30 Uhr

Den Schlüssel finden

Den Schlüssel für einen Koffer aus der Nachkriegszeit mit über 100 Briefen, der viele Jahre über mehrere Dachböden gewandert war, bis er bei der Autorin landete. Briefe, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Den Schlüssel auch für Familiengeschichten nach dem Zusammenbruch des 1000jährigen Reiches. Die Autorin beschreibt den Alltag in Hamburg unter britischer Besatzung in einer zerbombten Stadt, den demokratischen Wiederaufbau nach Vorgaben der Alliierten, die Neugründung der Gewerkschaften, Parteien, Wahlen. Und den Umgang mit Verlust und Trauer, die Verarbeitung der Kriegserlebnisse, die Aufarbeitung eigener Verwicklungen.
„Fundiert historisch recherchiert und mit großer Empathie geschrieben, gelingt es ihr, diese Jahre im Niemandsland der deutschen Geschichte lebendig werden zu lassen. Ein beeindruckender Roman, den ich unbedingt auch jüngeren Menschen empfehlen würde!“ (Leserstimme). Im Anschluss an die Lesung gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

GESINE BERENDSON, Studium der Geographie und Soziologie mit Schwerpunkt Sozialgeschichte, dann in der Jugend-Sozialarbeit und als Autorin tätig, liest aus ihrem Buch „Den Schlüssel finden. Roman einer Brieffreundschaft.”, 2. Aufl. 2024

Mittwoch, 4. Juni 2025, 18-19.30 Uhr

Der jüdische Friedhof auf dem Gojenberg

Damals weit außerhalb Bergedorfs und in einiger Entfernung zum neuen christlichen Friedhof befand sich seit 1842 der „Israelitische Begräbnis Platz“ auf dem Gojenberg. Die Lesung greift die Geschichte des jüdischen Friedhofs im Verlauf der Jahrzehnte und politischen Entwicklungen auf. Viele Jahre durch das Allgemeine Krankenhaus Bergedorf genutzt, wurde der Friedhof im August 1939 durch den Hamburger Staat enteignet.
Die Lesung wird den Fragen nachgehen, ob es anschließend zu einer Exhumierung der toten Bergedorfer Juden kam, ob es eine Rückübertragung des Geländes nach 1945 gab, was sich heute auf den Gräbern der jüdischen Bergedorfer befindet und ob der Hamburger Staat den jüdischen Friedhof auf dem Gojenberg an einen Spekulanten veräußert hat.
Im Anschluss an die Lesung gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

Lesung von Dr. GEERD DAHMS, M.A., Volkskundler, Sozial- und Wirtschaftshistoriker und Autor des gleichnamigen Kapitels in unserer Veröffentlichung „Bergedorf im Gleichschritt. Ein Hamburger Stadtteil im Dritten Reich“, 3. Aufl. 2024

Mittwoch, 11. Juni 2025, 18-19.30 Uhr

Verschont und dennoch betroffen. Die Operation Gomorrha im Spiegel von Feldpostbriefen und Tagebucheinträgen aus Hamburgs Süd-Osten

Der Bezirk Bergedorf blieb von den Luftangriffen der Alliierten vergleichsweise verschont. Nur vereinzelt gingen Bomben nieder, der Schaden am Stadtbild durch die Luftangriffe war verhältnismäßig gering. Auch die Operation Gomorrha wird in den uns erhaltenen Quellen trotz ihrer schrecklichen Eindrücklichkeit zunächst aus einer gewissen Distanz beschrieben. Bald jedoch treffen die ersten Flüchtlinge ein und das, was anfänglich aus der Ferne wahrgenommen wurde, wird nahe, bekommt menschliche Gesichter.
Drei verschiedene literarische Quellengruppen – ein privates Tagebuch, Feldpostbriefe und die Kriegstagebücher zweier Bergedorfer Fähnlein des Deutschen Jungvolks – nehmen uns mit hinein in diese Zeit. Sie spiegeln das tragische Geschehen in Hamburg im Juli 1943 aus dem Blickwinkel der Bewohnerinnen und Bewohner dieses verschonten und dennoch betroffenen Bezirks im Süd-Osten der Stadt.
Im Anschluss an den Vortrag gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

Vortrag von Dr. CAROLINE BERGEN, Historikerin

Mittwoch, 2. Juli 2025, 18-19.30 Uhr

Zwangsarbeit in den Vier- und Marschlanden

Alleine in den Vier- und Marschlanden waren rund 2.500 zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene eingesetzt. Es gab mehr als 25 Lager für ausländische Arbeitskräfte. Meist waren dort zwischen 20 und 70 Personen untergebracht. Mal bestanden die Lager aus eigens aufgestellten Holzbaracken, mal räumten Gasthäuser ihre Tanzsäle oder Kegelbahnen für notdürftige Unterkünfte. Auch auf beinahe jedem Bauernhof gab es ausländische Arbeitskräfte. Auf der Basis von Interviews und anderen Zeitzeugnissen wird in dem Vortrag ein näherer Blick auf verschiedene Einzelschicksale geworfen.
Im Anschluss an den Vortrag gibt es Raum für Fragen und Gespräche.

Vortrag von CHRISTIAN RÖMMER, M.A., Historiker

Mittwoch, 16. Juli 2025, 18-19.30 Uhr